German Mails
Following is the full text of all German emails we sent during this trip. The texts are original copies, shown here as sent: typos, errors, warts and all (the same in English or French).
- Mail vom 07.02.2005: Kairo und so weiter
- Mail vom 15.02.2005: Assuan - Luxor
- Mail vom 19.02.2005: Luxor - Hurghada - Suez
- Mail vom 25.02.2005: Sinai
- Mail vom 03.03.2005: Dahab - Akaba
- Mail vom 15.03.2005: Wadi Rum - Petra
- Mail vom 23.03.2005: King's Highway - Amman
- Mail vom 28.03.2005: Ein paar Beobachtungen...
- Mail vom 01.04.2005: Alle diese Ruinen...
- Mail vom 07.04.2005: Damaskus
- Mail vom 16.04.2005: Palmyra - Deir-ez-Zor - Qamishli - Aleppo
- Mail vom 22.04.2005: Aleppo - Hama - Lattakia
- Mail vom 02.05.2005: Antakya - Kayseri - Kappadokien
- Mail vom 06.05.2005: Konya - Pamukkale
- Mail vom 13.05.2005: Selcuk - Bergama - Canakkale
- Mail vom 22.05.2005: Troja - Bursa - Istanbul
- Mail vom 17.06.2005: So das war's...
- Mail vom 28.09.2005: Zypern im Herbst
Subject: Kairo und so weiter
Date: Mon, 7 Feb 2005 17:02:53 +0100 (MET)
Hallo, allerseits, So weit, so gut! Wir sind jetzt seit sechs Tagen in Kairo und alles hat gut geklappt. Wir haben ungefaehr 1000 Moscheen besichtigt (bzw. wir fuehlen uns so!) und fast genauso viele koptische, orthodoxe, katholische ... Kirchen. Wir waren auch schon in Gizeh, bei den Pyramiden, die wir (wie beim erstenmal ein bisschen enttaeuschend fanden). Die ganze Anlage ist aber trotzdem faszinierend: wir waren dort den ganzen Tag, bis Sonnenuntergang und wir haben jede Minute genossen. Besonders erstaunlich fanden wir, dass das Areal um 5 Uhr so gut wie leer war: wir hatten die Pyramiden fuer uns allein. Alexandria war auch schoen, obwohl es nicht viel zu sehen gibt. Die Stadt wirkt europaeischer als Kairo; die Viertel ausserhalb des Zentrums sind jedoch schon ziemlich "arabisch". Das gruene, endlose Mittelmeer zu sehen, nach der Halbwueste von Kairo, war eine echte Ueberraschung. Morgen verbringen wir noch einen Tag im Islamischen Kairo, fuer die weniger bekannten Sehenswuerdigkeiten. Dann, am Mittwoch, geht es mit dem Zug nach Assuan: Abfahrt 7 Uhr (brr), Ankunft um 20 Uhr. Na ja, wir werden sehen... Sonst ist alles soweit in Ordnung, Essen und Wetter gut. Ersteres ist typisch Naher Osten, mit aegyptischen Anreicherungen. Das Wetter ist kuehl (15c), aber sonnig. Alles Gute, die naechste Mail kommt wahrscheinlich in einer Woche oder so aus Luxor. Vero+Thomas
Subject: Assuan - Luxor
Date: Tue, 15 Feb 2005 10:35:50 +0100 (MET)
Hallo allerseits, Wir sind also nun in Luxor den dritten Tag und geniessen die Sonne und Waerme hier im Sueden: Das Wetter ist besser als in Kairo. Zuerst waren wir einige Tage in Assuan, haben all die Dinge gesehen, die wir schon beim ersten Mal gemacht haben: Nil, Elephantine-Insel, Philae, Aga-Khan-Mausoleum und auch etliches, was wir beim ersten Mal nicht machen konnten, weil wir nicht genug Zeit hatten. Thomas trainiert hart fuer den Felluken-Fuehrerschein und strebt eine zweite Karriere als Capt'n an. Das Steuern ist einfach, obwohl es nach ein paar Stunden doch ziemlich anstrengend wird (erstaunlich, wieviel Kraft man braucht, um so ein Boot herumzusteuern). Na ja, er arbeitet auf jeden Fall dran... und Vero lacht sich kaputt:-) Dann kamen wir nach Luxor und das war ein vollstaendiger Wechsel der Szenerie, in mehr als einem Sinn. Zum einen ist die Landschaft nicht so Postkarten-schoen, zum anderen ist Luxor unglaublich touristisch: die Pauschalreisenden treten sich buchstaeblich auf die Fuesse und in den Tempeln gibt es richtige Staus. Trotzdem ist der Nil und das Westufer mit den Bergen und den Taelern der Koenige und Koeniginnen nicht schlecht. Nicht zu reden von den Tempeln auf der Luxor-Seite. Die Einheimischen sind ziemlich scharf darauf, Touren, Taxis, Hotelzimmer, Felluken etc zu verkaufen. So sehr, dass es in der Tat manchmal ziemlich laestig wird. Aber nach einer Weile kriegen sie schon mit, dass wir keine Fuenf-Sterne-Hotel-Touristen sind... Na ja, es ist schon nicht schlecht hier; es geht uns nach wie vor sehr gut, keine Probleme mit der Gesundheit etc. Das war's aus Luxor, mehr vielleicht aus dem Sinai (St Catherine), wenn wir dort Internetzugang finden. Wenn nicht, kommt die naechste Mail aus Aqaba in Jordanien. Alles Gute und mehr in ein bis zwei Wochen! Vero+Thomas
Subject: Luxor - Hurghada - Suez
Date: Sat, 19 Feb 2005 19:03:27 +0100 (MET)
Hallo, allerseits, wir haben spontan beschlossen, eine weitere Folge unserer Saga zu verfassen, denn im Sinai ist es Internet-maessig offenbar wirklich ziemlich tote Hose. Wir haben also noch zwei Tage in Luxor verbracht, Westufer. Am ersten Tag haben wir eine kurze Wanderung durch die thebanischen Huegel gemacht, die uns bis zum Tempel von Hatschepsut (oder, wie die Einheimischen sagen: "Hotchickensoup"). Schoene Wanderung, wenn auch ein bisschen schweisstreibend, und schoener Tempel. Am folgenden Tag sind wir erheblich weiter in die Wueste vorgestossen (alles per pedes, natuerlich, und mit sehr viel Wasser). Wunderbare Landschaft, ocker-braun-rote Huegel und tiefe Wadis, und das Ganze menschenleer (buchstaeblich). Wir kamen schliesslich beim Tal der Koenige heraus, dort wo all die Pharaos des Neuen Koenigreichs begraben lagen. Dann ging's weg von Luxor (Bus, nicht Zug), ueber Qena und Safaga nach Hurghada, wo wir fuer die Nacht blieben. Wir verbrachten einen ziemlich deprimierenden Nachmittag dort: die Stadt (Hurghada selbst, nicht die zehn Millionen resorts drumherum) ist dreckig und es stinkt zum Himmel (wirklich). Nicht dass der Rest vom Aegypten supersauber waere, bestimmt nicht, aber Hurghada ist definitiv eine Klasse fuer sich -- in mehr als einer Hinsicht. Wir fuhren diesen Morgen... oder versuchten es. Leider wusste der gute Mensch von der Buscompany sehr wenig ueber den Fahrplan seiner eigenen Firma, so dass der versprochene 8-Uhr-Bus ausblieb. So wie der 9- und 10-Uhr-Bus... Aber ein Bus wuerde kommen, ganz bestimmt. Wir mussten im heissen, staubigen Busbahnhof warten, weil der Bus (der ganz bestimmt kommen wuerde!) zu frueh sein koennte. Aber er koennte natuerlich auch zu spaet sein... Schliesslich, nach 11 kam tatsaechlich ein Bus, der uns tatsaechlich in gut fuenf Stunden nach Suez und an den Kanal brachte. Wir haben noch nicht allzuviel gesehen, aber es scheint keine schlechte Stadt zu sein. Und die Sicht der riesigen Cargo-Schiffe, die scheinbar muehelos mitten durch den Staub der Wueste gleiten, ist doch immer wieder faszinierend. Das soll's gewesen sein; wie bereits gesagt: mehr dann aus Nuweiba oder Aqaba. Schoene Gruesse und lasst's Euch gut gehen! Vero+Thomas
Subject: Sinai
Date: Fri, 25 Feb 2005 17:12:01 +0100 (MET)
Hallo allerseits, erst einmal vielen Dank an alle, die uns eifrig Emails schreiben und von daheim erzaehlen, es ist immer schoen, und wir freuen uns darueber. Heute ist Vero dran mit der deutschen Fassung unserer "Abenteuer", entschuldigt also die Fehler... Wir sind nun mitten in der Wueste Sinai, und man glaubt's nicht, es regnete, als wir ankamen. Wir wurden richtig nass, als wir zum Kloster wanderten und am zweiten Tag gab es immer wieder leichte Schauerregen. Dafuer haben wir das Glueck, die Wueste in gruen und Blueten zu erleben, das hat auch was! Wir sind in einem Bedouin-Lager untergebracht, aehnlich einer nepalesischen Lodge: sehr einfach aber gerade richtig. Unser Wirt Sallah hat einen alten Computer und Internet, also nutzen wir die Gelegenheit und setzen unseren Bericht fort. Nachdem wir Suez verlassen haben, sind wir relativ spaet und im Dunkeln in St Katherine angekommen. Wir sind gleich auf Sallah gestossen, der an der Bushaltestelle nach verlorenen Seelen Ausschau hielt: wir haben uns entschieden, ihm in sein Lager zu folgen und haben es nicht bereut. Er ist sehr freundlich und verwoehnt uns abends mit Bedouin-Geschichten und suessem Tee am Lagerfeuer. Das Wetter ist hier eher kuehl (12-15C), was nicht wundert, da wir 1700 Meter hoch sind. Aber wir wollen nicht klagen, fuer Winter ist es gar nicht so schlecht :-) Natuerlich wandern wir viel und die Landschaft ist wirklich einmalig. Tiefe Schluchten, scharfe Grate und hohe Berge, die Farben so lebendig: die Erde gold, rot, grau, die Baeume gruen, die zarten rosa-Blueten der Obstbaeume, und das tiefe Blau des Himmels (sofern es nicht regnet...) Am ersten Tag haben wir das Kloster zusammen mit etwa 10000 anderen Touristen (nur leicht uebertrieben) besichtigt und sind danach auf den Gipfel des Mount Sinai (oder Moses-Berg) gewandert. Das Wetter war nicht so toll, und wir waren allein am Gipfel. Am zweiten Tag sind wir durch verschiedene Wadis gewandert, was ziemlich interessant war, da wir weder Karten noch Fuehrer dabei hatten. Aber mit Kompass, Thomas' Orientierungssinn und ein wenig Glueck haben wir den Weg durch das Labyrinth an Taeler und menschenleeren Schluchten doch gefunden. Am dritten Tag haben wir die gleiche Uebung mit anderen Wadis versucht, waren aber diesmal nicht so erfolgreich (irgendwann sehen alle Wadis gleich aus) und mussten durch den gleichen Weg wieder zurueck. Was nicht schlimm war, da die Landschaft so schoen war. Auf dem Weg zurueck haben wir eine alte Dame getroffen, ganz in schwarz gekleidet, die wir erst einmal fuer eine Einheimische hielten. Aber nein: sie war eine Franzoesin, die seit 1986 hier, mitten in der Wueste, allein lebt! Sie war sehr freundlich, hat uns leider nicht zum Tee eingeladen (wie die Bedouins immer so schoen machen), obwohl sie bestimmt tolle Geschichten zu erzaehlen gehabt haette! Heute, unser letzter Tag, wir sind auf dem hoechsten Berg Aegyptens gewandert: St Katherine (2700 m hoch). Ein Moench des hiesigen Klosters hat vor 1000 Jahren auf dem Gipfel die Reste der heiligen St Katherine gefunden, leider waren wir nicht so erfolgreich und haben nichts gefunden... Die Sicht da oben war allerdings fantastisch. Abends kochen wir in der Gemeinschaftskueche, oder wir lassen uns von anwesenden Gruppen mitbekochen: die machen immer so viel, dass es auch fuer uns reicht... Morgen verlassen wir die Berge und gehen Richtung Kueste nach Nuweiba: vielleicht werden wir einen Tag am Strand verbringen und ein wenig schnorcheln. Danach geht es nach Jordanien (Aqaba), wo wir ein paar Tage verbringen werden, bevor wir wieder in die Wueste verschwinden (Wadi Rum). Da wir nicht wissen, ob die jordanischen Bedouins so "connected" sind als die aegyptischen, koennen wir leider nicht sagen, wann wir die naechste Mail schreiben werden, also keine Sorge, wenn es eine Weile braucht, es geht uns gut! Liebe Gruesse an alle Vero + Thomas
Subject: Dahab - Akaba
Date: Thu, 3 Mar 2005 18:34:39 +0100 (MET)
Hallo, nun sind wir also in Jordanien. Von St Catherine wollten wir eigentlich direkt nach Nuweiba, aber einige andere traveller ueberzeugten uns, dass ein Umweg ueber Dahab lohnenswert sei: nette Atmosphaere und gute Schnorchelmoeglichkeiten. Und es stimmt: wir fanden Dahab einen recht angenehmen Platz fuer ein paar Tage, erheblich freundlicher als Hurghada (fuer die, die es kennen: ein bisschen wie Pokhara in Nepal). Wir schnorchelten da also fuer zwei Tage und sahen viele Korallen (leider viele bereits tot oder fast tot und daher grau-gelb) und massenhaft bunte Fische. Am ersten Tag waren wir viermal je eine halbe Stunde im Wasser, fuer mehr war es einfach zu kalt und windig. Am zweiten Tag war es noch windiger (gut fuer die Windsurfer) und die Wellen warfen uns ziemlich durch die Gegend. Am Nachmittag war es dann besser, und wir hatten insgesamt wieder vier sessions, aber abends waren wir fix und fertig. Naja, muss auch mal sein:-) Am naechsten Tag dann ging's nach Nuweiba und auf das Faehrschiff nach Aqaba. Das Ding war alt und rostig, und sehr, sehr, sehr langsam. (Es gibt auch ein Schnellboot, aber das war uns zu teuer.) Wir verliessen den Hafen mit drei Stunden Verspaetung und erreichten Aqaba mit dem Sonnenuntergang. Die Zollformalitaeten waren relativ schnell erledigt, und wir fanden trotz der fortgeschrittenen Stunde auch fast sofort ein Hotel. So all in the clear. Tags drauf sightseeing in Aqaba, aber es gibt dort nicht allzuviel zu sehen: ein Tag ist mehr als genug. Also am folgenden Tag wieder ins Wasser und geschnorchelt. Die Korallen hier sind teilweise besser erhalten und bunter als in Dahab, aber alles in allem nicht so gut wie wir nach den blumigen Schilderungen in den Reisefuehrern erwartet hatten. Morgen geht es weiter nach Wadi Rum, wir werden dort wohl eine Woche bleiben. Der Internet-Zugang ist offenbar sehr wacklig von dort, die naechste Nachricht kommt dann vermutlich aus Petra. Insch'allah. Schoene Gruesse an alle Vero+Thomas
Subject: Wadi Rum - Petra
Date: Tue, 15 Mar 2005 10:20:38 +0100 (MET)
Hallo allerseits, sorry fuer das lange Schweigen, aber in Wadi Rum gab's tatsaechlich kein Internet und das Internet-Cafe von Petra war abends einfach zu kalt:-) Hier ist es naemlich, anders als bisher, wirklich sehr KALT. Wir haben also sechs Tage in Wadi Rum verbracht, mit Wandern und Wandern und Wandern (man kann ohnehin nichts anderes machen:-)). Die Landschaft ist fantastisch hier: eine Wueste, in die ein paar verrueckte Goetter ein Dutzend Berge und etliche riesige, rote Duenen geworfen haben. Das alles in vollstaendiger Stille... Es gibt einfache Treks wie die Umrundung des Jebel Rum (die Wegfindung war hier das interessante), aber auch attraktive Klettereien durch Labyrinthe von Schluchten und tiefen Bachbetten. Das Wetter war fuenf Tage sehr gut, warm und sonnig; dann wurde es bedeckt und regnerisch, so dass wir ein weiteres Mal (und wieder in der Wueste!) klatschnass wurden. Aber es war gar nicht schlecht: das erinnerte uns an zuhause in England. Am folgenden Tag fuhren wir nach Wadi Musa, das sozusagen die "support town" fuer Petra ist. Wieder mussten wir ein Taxi benutzen, da der Shuttle-Bus von Wadi Musa gar nicht erst in Wadi Rum auftauchte. Als wir ankamen, war es immer noch bedeckt und richtig kalt, fast wie Winter. Kaum zu glauben, dass es kaum eine Stunde Fahrt ist zwischen der Waerme des Wadi Rum und dem Kuehlschrank von Wadi Musa! Aber Petra entschaedigt. Petra war eine Offenbarung. Ein Ort, eine Landschaft wie keine zweite. Zunaechst einmal eine Szenerie, die uns sogar mehr beeindruckt hat als Wadi Rum: tiefe Schluchten und Wadis, steile Grate und grosse, runde Huegel voller Gruen (!). Ein Michelin-Fuehrer wuerde drei Sterne vergeben. Wir wanderten viel herum, in all diesen Taelern und auf den Bergen und es ist wirklich das reine Vergnuegen. Dann gibt es natuerlich die Architektur der Nabataeer, einfach so in den puren Fels gehauen: das muss man sehen, um es zu glauben. Es ist unbeschreiblich. Die Nabataeer waren offenbar nicht ganz normal, wenn es um Fels geht: Ueberall und unermuedlich haben sie Dinge in den Sandstein gehauen. Treppen, die nirgendwo anfangen und nirgendwo aufhoeren, Graeber, Nischen, Tempel, Hoehlen, Tunnels... Felsen auszuhoehlen muss fuer sie eine Freude gewesen sein. Dann gibt es die roemischen und christlichen Sehenswuerdigkeiten: u.a. eine Kirche aus dem sechsten Jahrhundert mit wunderschoenen Mosaiken. Noch einmal drei Michelin-Sterne. Das schoenste aber kommt noch: die unglaublichen Erosionsmuster im Sandstein, die vielfaeltigen Formen und Farben. Und das ist es, was uns am Ende am besten von allem gefallen hat. Das war das einzige Mal, dass wir uns einen Photoapparat gewuenscht haetten... Petra ist definitiv die Reise wert. Wir sind wirklich begeistert. Wir melden uns in etwa einer Woche wieder, dann wohl aus Amman. Alles Gute an alle; wir denken an Euch! Vero + Thomas
Subject: King's Highway - Amman
Date: Wed, 23 Mar 2005 17:11:21 +0100 (MET)
Hallo allesamt! Wir sind nun also in Amman, der Hauptstadt. Wir haben das Tempo in der letzten Woche erheblich erhoeht; wenn wir so weitergemacht haetten, waeren wir in zwei Jahren noch in Jordanien. Daher nur im Zeitraffer: Nach dem leider letzten Tag in Petra ging es entlang des King's Highway nach Norden. Der K.H. ist eine pittoreske, nicht sehr vielbefahrene Strasse, die fast immer auf den Hoehenzuegen oberhalb des Wadi Araba und des Toten Meers bleibt. Wir waren also in: Shobak (eine ziemlich ruinierte Kreuzritterburg, Crac de Montreal) Dana (ein wildes, tiefes Wadi, das bis auf unter Meereshoehe abfaellt) Karak (eine weitere Burg, Crac de Moab, weniger ruiniert und viel groesser: viel zu erforschen gab's da) Lots Hoehle (Lot war der arme Kerl mit einer Salzsaeule als Frau:-)) dem Ort, wo frueher Sodom war, bevor Gott in seiner unendlichen Weisheit beschloss, den Platz der Erde gleichzumachen: so sieht's dort auch aus Wadi Mujib (ein riesiger Canyon, den das Jordanian Tourism Board als den Middle Eastern Grand Canyon verkauft; ist tatsaechlich sehr beeindruckend) Madaba mit seinen vielen schoenen Mosaiken, von denen die Landkarte des Nahen Ostens in der St-Georgs-Kirche (etwa 550 nach Christus) das beruehmteste ist. Wir verbrachten drei Tage in Madaba, und besuchten allerhand Kirchen und Museen mit massenhaft mehr Mosaiken. Wir waren auch auf dem Mount Nebo, wo vor langer Zeit Moses starb: wieder unglaubliche Aussichten zum Toten Meer und nach Jericho und Israel). Schliesslich kamen wir nach Amman und fanden es ziemlich haesslich, um drastischere Woerter zu vermeiden. Es ist alles ziemlich heruntergekommen, grau, irgendwie leb- und lieblos. Und es gibt praktisch keine Sehenswuerdigkeiten: ein paar neuzeitliche Moscheen, etliche roemische Ueberbleibsel, ein verfallener Umayyaden-Palast und das war's. Kein Vergleich etwa zu Kairo. Wir machen von hier aus fuer drei oder vier Tage Tagesausfluege, nach Osten und zum Toten Meer. Dann geht es auf nach Irbid in den Norden, von wo wir uns wieder melden werden. Wir sind soweit OK, alles klappt praechtig, nur etwas waermer koennte es sein: wir haben so um die 12 bis 14C. Aber man klagt nicht! Alles Gute und lasst von Euch hoeren! Vero + Thomas
Subject: Ein paar Beobachtungen...
Date: Mon, 28 Mar 2005 18:39:06 +0200 (MEST)
Hallo allerseits, wiedermal Vero an der Tastatur, also seid gewarnt! Wir sind nun in Irbid, im Norden von Amman. Wir werden die Stadt als Basislager fuer die naechsten 4 oder 5 Tage nutzen, bevor wir die Grenze Richtung Syrien ueberqueren. Von Amman aus haben wir Tagesausfluege zu interessanten Orten in der Naehe der Stadt gemacht, wir werden aber erst spaeter darueber berichten. Diese Mail soll vor allem ein paar der interessanten Dinge, die wir so mitbekommen haben, die aber nicht unbedingt in die "touristische Branche" fallen, behandeln. Angeblich sind die Jordanier sehr freundlich, sogar freundlicher als die Aegypter. Naja. Wir finden, dass es nicht so einfach ist. Solange jemand von uns kein Geld zu erwarten hat oder Geld mit uns machen kann, dann ja, ist er (denn es ist immer ein "Er") sehr freundlich. Viele Leute machen sich viel Muehe, um uns zu helfen (sogar dann, wenn wir gar kein Problem haben:-)). Per Anhalter zu fahren ist zum Beispiel eine gute Methode, um Einheimische kennenzulernen und wir haben lange Strecken zurueckgelegt, die wir ohne eigenen Transport (soll heissen Mietwagen) nie haetten machen koennen. Es dauert nie mehr als 4 oder 5 Autos, bis einer anhaelt (das kann mitten in der Wueste aber 15 Minuten oder laenger dauern): manchmal ist es ein alter LKW oder ein Pick-Up; einmal sogar ein funkelnagelneuer Mercedes S600, der mit 180 oder 190 Sachen durch die Wueste bretterte. Unglaubliches Gefuehl, wie auf einem fliegenden Teppich aus 1001 Nacht (das Auto hatte auch was Fantastisches an sich:- )). Aber zurueck zur Freundlichkeit: mit Verkauefern, Restaurants, Hotels usw, ist es nicht so einfach. Manche (nicht viele) sind ehrlich, aber die meisten sind es einfach nicht: da wird hier etwas aufgeschlagen und da schnell mal der Preis verdoppelt. Unehrlichkeit Touristen gegenueber ist viel verbreiteter als in Aegypten und oft zum Kopfschuetteln. In Aegypten muss man nur in Touristen-Hochburgen wie Luxor wirklich aufpassen. Hier in Jordanien muss man ueberall aufpassen. Und hat man erst einmal klargemacht, dass man den richtigen Preis fuer irgendetwas kennt (oder dass man die arabischen Ziffern lesen kann), haben die Aegypter immer freundlich nachgegeben; laechelnd ("Ich hab's wenigstens probiert") geben sie einem dann den richtigen Preis. Nicht ein Jordanier. Er tut es manchmal, aber dann ist er veraergert. Oder er weigert sich schlicht. Die Jordanier sind einfacher haerter, wo die Aegypter witziger und froheren Gemuets sind. Andere Mitreisende haben die gleichen Erfahrungen gemacht. Vielleicht haengt es damit zusammen, dass Jordanier mehr aus dem "Beduin-Schlag" kommen, oder dass ueber die Haelfte der Bevoelkerung aus Palaestina kommt (obwohl viele der Fluechtlinge mittlerweile nicht schlecht dran sind). Autos in Jordanien: entweder kommen sie aus Asien (Japanisch oder Koreanisch) oder aus Deutschland. Wirklich wahr: Es gibt fast nichts sonst. Und ziemlich viele der Autos sind Gebrauchtwagen aus Deutschland importiert: Es ist ein Zeichen des Besitzerstolzes, das alte deutsche Nummernschild dranzulassen und das (viel kleinere) jordanische Schild "drueberzukleben": seht her, ich habe das "real thing". Selbst Autos, die gar nicht aus Deutschland kommen, die nie in Deutschland waren, haben oft einen gefaelschten D-Aufkleber. Die Tatsache, dass Thomas Deutscher ist, bringt die Jordanier immer dazu, Lobeshymnen ueber deutsches Engineering, deutsche Autos und deutschen Fussball anzustimmen (letzteres muss auf einem veralteten Bild der deutschen Nationalmannschaft beruhen). Es ist auf jeden Fall immer ein guter Aufhaenger, um ins Gespraech zu kommen. Etwas erstaunlicher ist die Tatsache, dass viele Leute frueher oder spaeter auch den alten Adolf Hitler aufs Tapet bringen und erwarten, dass wir ihre Begeisterung fuer ihn und seine Taten teilen. Es ist fast unmoeglich, den Arabern begreiflich zu machen, dass wir Hitler nicht fuer den groessten Staatsmann aller Zeiten halten. Wir wechseln mittlerweile sehr schnell das Thema... Es sind oft nicht viele Frauen auf den Strassen unterwegs. In den grossen Staedten wie Amman gibt es natuerlich schon viele (einige sogar ziemlich "sexy", mit engen Jeans und noch engeren Blusen, aber IMMER mit Kopftuch, als ob ihre Haare das einzige waeren, was Maenner interessiert...), aber in laendlicheren Gegenden gibt es meist keine oder nur sehr wenige Frauen in der Oeffentlichkeit. Und wenn man mal eine Frau in einem Restaurant sieht, kann man das im Kalender rot anstreichen: in den fast 4 Wochen ist es nur ein einziges Mal vorgekommen: in Petra, wo eine Frau (mit Ehemann natuerlich!) in das Restaurant kam. Jordanische Touristen, offenbar. In Anzeigen und in der Werbung tragen Frauen allerdings NIE ein Kopftuch. Und sie sind IMMER westlich gekleidet, vollkommen anders als in der Realitaet. Das ist ein bisschen wie in Indien, wo das Frauenbild "auf der Strasse" auch ein ganz anderes ist, als das, was die Werbung vermittelt (oder versucht, zu vermitteln). Und ebenfalls wie in Indien versuchen nicht wenige Frauen, ihren dunklen Teint mit Cremes aufzuhellen. Das sieht ziemlich grausam aus, und es ist schon paradox, dass unsere Frauen versuchen, sich auf Deubel-komm-raus zu braeunen, waehrend die Frauen hier weisser und weisser werden wollen. Das ist so ein bisschen von dem, was uns so aufgefallen ist. Natuerlich gibt es viel mehr, und wir werden bestimmt frueher oder spaeter mal darueber berichten... aber man kann leider (oder will:-)) nicht so ewig lang in einem duesteren, verraeucherten Internet-Cafe hocken... Wir werden noch eine weitere Mail aus Irbid schicken, wohl in vier Tagen oder so. Uns geht's ansonsten gut, das Wetter ist auch sehr gut und es ist mittlerweile sogar recht warm geworden: 25 bis 28C in der Sonne. Wir hoffen, dass es Euch allen gut geht... bis demnaechst! Vero + Thomas
Subject: Alle diese Ruinen...
Date: Fri, 1 Apr 2005 17:50:00 +0200 (MEST)
Salaam aleikum, hier also die letzte Mail aus Jordanien, denn morgen werden wir nach Syrien wechseln. Bevor wir ueber die Besichtigungs(tor)tour der letzten zehn Tage reden, noch ein paar Beobachtungen ueber Jordanien: Der westliche Teil des Landes ist unglaublich gruen, einige der Huegel sehen eher so aus, als waeren wir in Wales! Sicher, es ist Fruehling, und die Einheimischen erzaehlen uns laufend, wie braun und verbrannt alles in zwei, drei Monaten sein wird. Trotzdem, man muss dieses Gruen, die schiere Masse und die vielen Schattierungen, sehen, um es zu glauben. Das gilt natuerlich nur fuer die Huegel und Berge ueber dem Toten Meer und im Nordwesten; der Osten ist Wueste pur (obwohl der Regen, wenn wir ihn hatten, bisher nur in der Wueste fiel). Alle Buergersteige sind enorm hoch hier in Jordanien, manchmal fast einen halben Meter, und sie sind immer Gelb/Schwarz angestrichen. Das Laufen in den Staedten ist so natuerlich keine reine Erholung: hoch, runter, hoch, runter... Aber wir sind noch gut dran: die (wenigen) Muetter mit Kinderwagen, die wir gesehen haben, hatten kein grosses Vergnuegen. Wir dachten ja schon, dass die Aegypter handy-verrueckt sind, aber da kannten wir die Jordanier noch nicht. Hier hat jeder und jede ein Handy (wirklich jeder und jede!) und sie benutzen die Dinger auch ueberall. Manche Busfahrten gleichen eher einem Aufenthalt in einem riesigen Calling Centre. Nun aber zurueck zu den Besichtigungen. Wir sahen viele, viele Plaetze um Amman herum, aber erschoepfend ins Detail zu gehen, waere sehr erschoepfend. Daher ein Schnelldurchgang: die oestliche Wueste, Azraq mit einer schoenen Schlossruine (wo Lawrence of Arabia mal wohnte), Qusayr Amra, ein Umayyad-Palast mit erotischen Fresken (die wir nicht allzu erotisch fanden, aber andererseits waren die Umayyaden natuerlich Muslims) und Qasr Hraneh (das war die Tour, als wir mit dem Mercedes S600 zurueck nach Amman bretterten). Dann Mafraq und Umm al-Jimal ("Mutter der Kamele"), ein sehr netter Ort mit null Touristen, aber voller attraktiver schwarzer Basaltruinen mit vielen interessanten Architekturdetails. Dann Salt, Wadi Seer und Iraq al-Amir (und mehr Ruinen, klar)... und schliesslich, endlich ...... das Tote Meer. Alle Guidebooks und auch andere Reisende hatten uns vorgewarnt: Das Tote Meer sei zwar ein absolutes Muss, aber eine Erfahrung, die man nur einmal machen will, weil das Wasser so salzig-bitter und widerlich anzufuehlen sei und einen immens nervenden Film von Salz und Mineralien auf der Haut zuruecklasse. Nun, wir fanden das "floaten" im Wasser sehr angenehm und gar nicht so uebel. Im Gegenteil, wir werden bestimmt, wenn wir mal wieder in der Gegend sind, ein oder zwei weitere Baeder nehmen. Man schwebt wirklich im Wasser, ohne sich bewegen zu muessen, gleitet einfach so ueber die Oberflaeche und fuehlt sich schwerelos... so aehnlich muessen sich auch Astronauten fuehlen. Danach zogen wir weiter nach Irbid, 60km noerdlich von Amman, und sahen mehr Ruinen (was sonst?). Als da waeren die gigantischen roemischen Anlagen von Jerash, sehr schoen und in recht gutem Zustand. Aber dennoch... Palmyra (in Syrien) hat uns am Ende vielleicht doch besser gefallen, weil die isolierte Lage mitten in der Wueste viel dramatischer ist als die Ruinen von Jerash mitten in einer modernen, hektischen Stadt. Als naechstes Umm Qais, und mehr Ruinen, vor allem byzantinische Kirchen. Die Aussicht von dort ueber die Yarmouk-Schlucht und weiter zu den Golanhoehen (besetzt von Israel, aber syrisches Gebiet) und zum See von Galilea ist grandios, obwohl die Golanhoehen nicht so hoch sind, wie wir dachten: eher ein Huegelplateau. Ein paar Kilometer weiter liegt ein Ort namems Himmeh, in dem es heisse Quellen und Baeder gibt. Dort sahen wir Julia Roberts (vielmehr Vero sah sie, weil die Baeder naemlich Zwei-Stunden-Schichten, abwechselnd, von Maennlein und Weiblein haben; Thomas erhaschte leider nur einen Blick auf eine weissgekleidete Gestalt, die in einer Kavalkade von schwarzen Mercedes-Benzen im Staub entschwand. Das Leben kann manchmal schon sehr ungerecht sein!) Es gab mehr Ruinen zu sehen in Pella und Ajlun, erstere roemisch und byzantinisch, letztere von den Sarazenen: ein arabisches Schloss, um den Kreuzrittern Widerstand leisten zu koennen. Wir ersparen Euch die Details. Morgen geht's also nach Syrien, am Grenzuebergang von Ramtha/Deraa. Vielleicht bleiben wir in Deraa, um Bosra zu sehen; vielleicht fahren wir gleich weiter nach Damaskus. Mal schauen. Ein kleiner Hinweis in Sachen Internet: Syrien war, als wir vor ueber zwei Jahren dort waren, in Online-Dingen nicht eben sehr weit fortgeschritten. Wir haben keine Ahnung, wie es dort heute mit Internet-Zugang ist. Es ist also moeglich, dass wir nur selten und kurz schreiben koennen; wir halten Euch natuerlich in jedem Fall auf dem Laufenden. Wie auch immer, wir wollen fuenf Tage in Damaskus bleiben, dann vier in Aleppo, vier in und um Lattakia herum, vier in Hama, zwei in Palmyra, zwei in Deir-ez-Zor und schliesslich zwei oder so in Qamishle, im Nordosten, in Kurdengebiet. Von Qamishle aus werden wir dann wohl in die Tuerkei wechseln, nach Nusaybin. So, das war's mal wieder, Euch allen alles Gute. (Und vielen, vielen Dank uebrigens an die Leute, die uns geschrieben haben; es ist gut, auf dem Laufenden zu bleiben!) Bis demnaechst Vero + Thomas
Subject: Damaskus
Date: Thu, 7 Apr 2005 08:40:33 +0200 (MEST)
Hallo, Ihr Lieben, nun sind wir also seit fuenf Tagen in Damaskus und es ist einfach grossartig hier nach Jordanien. Wir hatten ein bisschen vergessen, wie gut sich Syrien anfuehlt: untouristisch, das Lebensgefuehl, die Freundlichkeit der Leute, das gute Essen... Damaskus ist vielleicht ein bisschen wie Madrid: nicht allzuviele Sehenswuerdigkeiten, aber ein sehr angenehmes "Ambiente". Hier ist eine interessante Beobachtung: beim ersten Mal, 2002, als wir von London einflogen, kam uns Damaskus sehr arabisch vor; dieses Mal, nach 8 Wochen in Aegypten und Jordanien, macht es dagegen einen fast europaeischen Eindruck auf uns. Merkwuerdig (oder vielleicht doch nicht?). Wir sind auf dem Weg nach Palmyra und Qamishle. Die naechste Mail kommt vermutlich erst aus Aleppo. Aber wir sind soweit in Topform. Alles Gute Vero + Thomas PS: Alle, die Vero um ihr Treffen mit Julia Roberts beneiden (oder die mit Thomas mitfuehlten): prueft doch mal das Datum der Mail. Himmeh und die Baeder sind wirklich da und wir haben sie auch besucht. Julia Roberts hingegen...
Subject: Palmyra - Deir-ez-Zor - Qamishli - Aleppo
Date: Sat, 16 Apr 2005 09:01:00 +0200 (MEST)
Hallo allerseits, wir sind nun also in Aleppo, nach einer grossen Schleife durch die syrische Wueste. Wir waren in Palmyra (und haben die Ruinen in der Wueste, den Sonnenuntergang und die Atmosphaere genossen, obwohl es weniger ruhig war als beim letzten Mal, als wir buchstaeblich fuer 2 Tage allein waren). Danach Deir-ez-Zor, fuer den maechtigen Euphrates und einen Ausflug zu den Ruinen von Dura Europos. Sehr ruiniert, diese Ruinen, aber trotzdem sehenswert: ein Plateau hoch ueber dem gruenen Band des Euphrates, mit der Wueste dahinter, scheinbar ins Endlose. Darauf ging's nach Qamishli, einem Ort voller Kurden und Christen, tatsaechlich mit einem anderen "feel" als die Orte, die wir vorher in Syrien gesehen hatten. Wir besuchten auch den nordoestlichsten Punkt Syriens, Ain Diwar, von wo aus man wunderschoene Blicke zum Tigris und zu den schneebedeckten tuerkischen Bergen hat. Wir kletterten sogar hinab zum Fluss, trotz der Hitze! Dann eine lange Busreise nach Aleppo: Zitadelle, Moscheen, der ueberdachte Souk (besser als jeder andere Souk, den wir bisher gesehen haben; abwarten, wie der Souk in Istanbul auf uns wirkt) und St Simeon sowie ein schoener Platz namens Qalb Lozeh, eine byzantinische Kirche "in the middle of nowhere": schwierig zu erreichen, aber wir werden mittlerweile zu Experten im Trampen. Erstaunlich, dass es IMMER funktioniert... Morgen geht's nach Hama, 4 Tage, dann Lattakia, von wo wir wohl eine weitere Mail senden werden. Alles ist im gruenen Bereich und wir geniessen die syrische Gastfreundschaft. Wir hoffen, es geht Euch ebenfalls gut! Vero + Thomas
Subject: Aleppo - Hama - Lattakia
Date: Fri, 22 Apr 2005 16:51:04 +0200 (MEST)
Hallo allerseits, wir sind nun in Lattakia, nachdem wir unsere Aleppo-Tour beendet hatten und weitergefahren sind nach Hama. Dort sind wir fuenf Tage geblieben und haben allerhand Fahrten in die naehere und weitere Umgebung gemacht: Qasr Ibn Wardan (ein byzantinischer Palast + Kirche in der Wueste), Apamea (eine Art Palmyra-in-den-Feldern), Qalaat Shmeimis und Homs... und natuerlich den Krak des Chevaliers. Letzterer war genauso beeindruckend wie beim ersten Mal: die am besten erhaltene Kreuzfahrerburg in der Gegend. Heute ging's nach Lattakia, wo wir versuchen, der schwuelen Hitze in einem Internet-Cafe zu entfliehen. Morgen besuchen wir Tartus, Qalaat Marqab (eine weitere Burg) und die Mittelmeerkueste. Am letzten vollen Tag in Syrien werden wir Qalaat Salah-ad-Din (die zweitbeste der Burgen) sowie die hoffentlich kuehleren Berge besuchen. Und dann... die Tuerkei! Wir werden uns wohl wieder von Kappadozien aus melden, in einer Woche oder so. Alles ist OK, es geht uns blendend, obwohl uns nur noch gut vier Wochen verbleiben:-( Alles Gute (und schickt weiter fleissig Mails!). Vero + Thomas
Subject: Antakya - Kayseri - Kappadokien
Date: Mon, 2 May 2005 16:30:28 +0200 (MEST)
Hallo, Wir sind nun in der Tuerkei und wir haben ein komplett anderes Land vorgefunden als erwartet: fast europaeisch, keine Spur mehr von den teils exotischen Dingen, die wir in den arabischen Laendern gesehen haben. Die Tuerken sind unserer Ansicht nach auf jeden Fall EU-Beitrittskandidaten. Antakya (das alte Antiochien) liegt am Ufer des Orontes (den wir zum letzten Mal in Hama in Syrien sahen) und ist eine lebhafte Stadt. Unter anderem gibt es ein sehr schoenes Mosaikmuseum, das den Besuch mehr als wert ist. Kayseri ist ein Provinzzentrum in Anatolien, ebenfalls lebhaft und erstaunlich modern. Wir sahen den Suk, eine Zitadelle, etliche schoene alte Moscheen und einige Karavanseraien. Das Landesinnere (die Strasse nach Kayseri) ist voller Berge und Hoehenzuege: nichts fuer Strassenbauer, aber welch ein Land zum Wandern! Tja, und dann kam Kappadokien. Das zentrale Dreieck zwischen Nevsehir, Uerguep und Avanos steht ohne jeden Zweifel auf der gleichen Stufe wie Petra, ist vielleicht sogar noch faszinierender. Kappadokien ist auf jeden Fall ein Highlight (vielleicht DAS) dieses Trips. Die Landschaft ist unbeschreiblich, mit feenhaften Tuermen und Tuermchen, tief ausgewaschenen Taelern, bunten Felsformationen, gletscheraehnlichen Felsstrukturen... aber die Realitaet ist um so vieles schoener als jede Beschreibung. Ein Paradies fuer Wanderer und wir hatten jede Menge Spass. Und, wie in Petra, gibt es aus dem Fels geschlagene Strukturen ueberall: Haeuser, Schloesser, Kirchen (ueber 1000!), ganze Doerfer. Hier wurde mehr in den Fels gearbeitet: die Kirchen haben Seitenschiffe, Apsiden, Saeulen, Kuppeln, waehrend den Leuten in Petra mehr die Fassaden und das Aeussere am Herzen lagen. Viele der Kirchen haben wunderschoene Fresken: das Ganze ist wiederum viel besser als jede Beschreibung. Jeder, der Petra mag, wird diesen Teil von Kappadokien lieben. OK, morgen geht's nach Konya, Heimat der tanzenden Derwische, dann nach Pammukale und Selcuk, fuer Ephesus und Priene. Wir werden uns wohl von dort wieder melden. Alles ist soweit okay, nur das Wetter koennte besser sein: eine Mischung aus Schauern und Sonne (die Tuerkei ist auch in dieser Beziehung europaeischer als die arabischen Laender:-)). Aber wir wollen nicht klagen. Euch alles Gute... und haltet uns auf dem Laufenden! Vero + Thomas
Subject: Konya - Pamukkale
Date: Fri, 6 May 2005 18:34:39 +0200 (MEST)
Hallo, eine unerwartete Mail aus Pamukkale: unser Hotel hat soeben ADSL installiert... und wir sind die ersten, die es benutzen und testen. Wir fuhren also von Kappadokien, mit ein wenig Trauer im Herzen (die Landschaften sind wirklich so fantastisch) nach Konya. Dort gibt es ein sehr schoenes Museum, in dem sich das Grab des Gruenders der Tanzenden Derwische befindet. Sehr beeindruckend, nicht zuletzt wegen der vielen Pilger, die sich dort einfinden. Es gibt in Konya auch etliche schoene Moscheen, darunter eine im Rokoko-Stil: die muss man gesehen haben, nach all den mittelalterlichen Moscheen. (Na gut, ob diese Moschee wirklich so schoen ist, sei mal dahingestellt.) Dann Pamukkale und eine grosse Enttaeuschung. Nicht ganz das richtige Wort, vielleicht. Eher Traurigkeit, dass eine ehemals so wunderschoene Sehenswuerdigkeit so heruntergekommen ist: Pamukkale ist am Sterben. Die Hotels pumpen seit Dekaden so viel Wasser ab, dass die Terrassen mittlerweile fast alle ausgetrocknet sind -- leere, staubige Zeugen eines ehemals grossen Naturwunders. Trotzdem ist das Ganze nicht ganz ohne Reiz. Es hat sich gelohnt, zu kommen, aber wenn nicht bald etwas passiert, wird Pamukkale in zehn, zwanzig Jahren wirklich tot sein. Immerhin gibt es auch sehenswerte griechisch/roemische Ruinen (die gibt's natuerlich ueberall hier:-)), und die haben schon fast 2000 Jahre ueberlebt. Bei uns ist alles in Butter, obwohl das Wetter in der Tuerkei wirklich nicht so gut ist wie im Sueden. Die naechste Mail kommt wohl in einer Woche aus Canakkale oder Bursa. Alles Gute Vero + Thomas
Subject: Selcuk - Bergama - Canakkale
Date: Fri, 13 May 2005 16:47:55 +0200 (MEST)
Hallo, hallo, wir haben nun den 11. Mai und weniger als 2 Wochen, bevor wir die Heimreise antreten. Wir schreiben diese Mail off-line von unserem Hotel in Bergama und werden sie wahrscheinlich mit Ergaenzungen in ein paar Tagen aus Canakkale oder Bursa schicken. Es ist schoen, in Ruhe schreiben zu koennen, ohne auf die Uhr gucken zu muessen, und wir nutzen die Gelegenheit, um ein paar Beobachtungen ueber die Tuerkei los zu werden. Unser erster Eindruck von Antakya nach dem Grenzuebergang von Syrien ist geblieben: die Tuerkei ist ein modernes, sekulares und westliches Land. Das Reisen hier fuehlt sich an wie zu Hause in Europa: es ist sauber, manchmal wirkt es sogar steril; kein Muell auf den Strassen; es gibt Fahrplaene (und die Busse und Zuege respektieren sie auch); die Leute sind freundlich, aber eher in der unpersoenlichen, formalen Art, die wir im Westen entwickelt haben. Vorbei sind die Waerme der Araber, der Strom von Einladungen zum Tee, vorbei ist das Chaos und auch das Exotische, das Reisen so interessant macht: es ist abenteuerlicher einen Bus in England zu nehmen, als in der Tuerkei. Im Nachhinein haetten wir die Reise anders herum machen sollen: in Istanbul starten und in Kairo beenden (obwohl das wegen des Wetters nur im Herbst machbar gewesen waere). Das heisst nicht, dass die Tuerkei kein interessantes Land ist: im Gegenteil. Aber dieser komplette Bruch zwischen den 3 arabischen Laendern und diesem Land hat uns ziemlich ueberrascht. Aber dafuer sind Reisen gemacht: um solche Ueberraschungen zu erleben. Was wir auch nicht erwartet hatten, sind die grossartigen Landschaften. Die Tuerkei ist ein Traumziel fuer Trekker und Wanderer. Leider braucht man dafuer einen eigenen Transport, da sie oft ziemlich abseits liegen und wir haben sowieso zu wenig Zeit, um etwas Richtiges in dieser Hinsicht zu machen). Um denjenigen von Euch, die noch nie hier waren, eine Idee der Tuerkei zu geben: man stelle sich eine Kreuzung zwischen der Schweiz (was Landschaft und Stil der Gebauede angeht), Schweden (ebenfalls wegen des Baustils: funktional, aber bunt) und sagen wir Bosnien (fuer die Moscheen und das leicht heruntergekommene Aussehen der kleineren isolierten Doerfer). Wir waren zu wenig am Meer, um darueber richtig berichten zu koennen. Aber was wir sahen, sah schon wie das Mittelmeer aus... OK, zurueck ins touristische Vergnuegen. Seit Pamukkale haben wir Ephesus und Priene (in der Naehe von Selcuk) und Pergamon (oberhalb der Stadt Bergama, wo wir heute sind) besichtigt. Nach Istanbul ist Ephesus die zweite Attraktion im Lande, und es ist noch schlimmer, als es sich anhoert. Die Anlage wird von einem Strom an Besuchern buchstaeblich ueberflutet: die Haupstrasse sieht aus und fuehlt sich an wie der Ku'damm in der Stosszeit (OK, es gab ein paar Schulklassen, aber auch so ist die Anzahl an Touristen unglaublich). Was das Ganze noch schlimmer macht, ist die Tatsache, dass der Besucherstrom auf eine Hauptstrasse kanalisiert wird und die meisten Seitenstrassen nicht zugaenglich sind. Wenn man bedenkt, dass wir es lieben, Ruinen GRUENDLICH zu erkunden, war das Ganze fuer uns ziemlich frustrierend. Der Zustand der Ruinen laesst ebenfalls zu wuenschen uebrig: ziemlich verwahrlost und lieblos gemacht, wenige Erklaerungen, manche Stellen so ueberwachsen mit Unkraut, dass man die Steine nicht mehr sieht. Ja, im grossen Ganzen war Ephesus eine Enttaeuschung. Priene war dafuer anders: kaum Besucher, wir konnten die Ruinen in Ruhe und ausgiebig erforschen. Schoenes Theater, ein paar wiedererrichtete Sauelen des Athena-Tempels, oeffentliche Gebaeude sowie viele, viele Fundamente. Und nicht so ueberwachsen mit Unkraut. Die Erklaerungen waren ebenfalls erheblich besser. Und, last but not least, unter uns in der Ebene der Fluss Maeander, der da so vor sich hin maeandert: eine schoene Sicht, nicht nur weil wir das Wort moegen und hier den Ursprung mit eigenen Augen sahen... Pergamon bot dann ziemlich das, was wir von Ephesus erwartet hatten: eine grosse Anlage (fast zu gross) mit vielen Ecken und Loechern und Durchgaengen zu erforschen. Auch nicht so ueberfuellt: es gibt weniger Besucher, die sich in der enormen Anlage leichter "verlieren". Mit einem Wort: es gefiel uns ausnehmend gut, obwohl die besten Stuecke natuerlich im Pergamon-Museum in Berlin sind. Auch die Lage der Ruinen ist wunderschoen: hoch oben, auf dem Grat eines steilen Huegels, umgeben von hohen Bergen; die Fertigkeit, mit der die Griechen und Roemer ihre Tempel und Terrassen in den Fels bauten, ist offensichtlich. Und das Theater muss das erstaunlichste in ganz Kleinasien sein: eine sehr steile Anlage (nichts fuer Leute mit Schwindel), die ein tiefes Tal und die Berge auf der anderen Seite ueberblickt -- das allein ist den Besuch schon wert. Ja, Pergamon ist ein Highlight, vergleichbar mit Palmyra in Syrien oder Jerash in Jordanien. Heute ist Freitag der 13. und wir sind in Canakkale. Wir waren heute auf der europaeischen Seite der Tuerkei und haben die Schlachtfelder von Gallipoli besichtigt. Eine schoene Landschaft mit vielen Friedhoefen: das bot Gelegenheit, ueber Heldentum und Dummheit nachzudenken. Morgen geht es nach Troja (als Tagesausflug) und dann ab nach Bursa. Wir werden wohl noch eine weitere Nachricht schicken, aus Istanbul, bevor wir zurueckkehren. Aber wir werden die ganze Sache mit ein oder zwei Mails aus Boringstoke abrunden, sobald die PCs dort wieder laufen... Euch allen alles Gute! Thomas und Vero
Subject: Troja - Bursa - Istanbul
Date: Sun, 22 May 2005 16:58:05 +0200 (MEST)
Hallo, wir sind also endlich in Istanbul angekommen. Aber bevor wir Euch von der Stadt erzaehlen, ein paar Worte ueber Troja und Bursa. Troja hat uns gut gefallen, obwohl es nicht allzu viel zu sehen gab. Die Erklaerungen waren dafuer gut gemacht und die Lage der Stadt war ziemlich beeindruckend (auf einer Anhoehe ueber die Kuestenebene und nicht weit von der Meeresenge der Dardanellen). Bursa war sehr schoen. Eine lebhafte Stadt, die ehemalige Hauptstadt des Osmanischen Reiches, und sie beinhaltet jede Menge sehenswerter Monumente: Graeber von Sultanen und deren Frauen, Moscheen, eine Zitadelle... Vor allem war es schoen, wieder einmal in einer echten Stadt zu sein, nicht in einem dieser "kuenstlichen" Orte wie Canakkale oder Selcuk oder Pamukkale, die vor allem deswegen existieren, weil sie in der Naehe von touristischen Attraktionen liegen. Von Bursa nahmen wir einen Bus nach Yalova, auf der asiatischen Seite der Marmarasee, und von dort ein Faehrschiff zur europaeischen Seite von Istanbul, nach Yenikapi. Eine romantische Idee, mit dem Schiff anzukommen nicht mit Bus oder Flieger:-) Aber es war tatsaechlich ganz schoen, die Hagia Sofia und die Sultanahmet-Moschee auf ihrem Huegel schweben zu sehen... und die vielen anderen Moscheen im Hintergrund. Vielleicht die beste Kurzbeschreibung von Istanbul ist zu sagen, dass es die aufgeraeumte, gesaueberte, europaeisierte, tour-group-kompatible Version von Kairo ist: weniger "smelly", weniger schmutzig, weniger vermuellt -- aber auch weniger interessant. Die Hagia Sofia hat uns sehr gut gefallen, der Topkapi-Palast weniger. Im Westen, nahe den sehenswerten Stadtmauern aus den 4. und 5. Jahrhundert, haben wir eine byzantinische Kirche (Kariye) mit Fresken und Mosaiken aus dem 11. und 12. Jahrhundert besucht: die schoensten Mosaiken, die wir auf der ganzen Reise gesehen haben. Ein must-see. Aber die grosse (buchstaeblich) Sache in Istanbul sind die Moscheen. Leute, die ihre Moscheen dick moegen, sind genau richtig hier: in dieser Hinsicht schlaegt Istanbul Kairo um Laengen. Und die meisten sind nicht nur gross, sondern auch schoen dekoriert mit Kacheln oder Malereien oder beidem. Die Vielfalt ist erstaunlich und das ganze Ensemble war schon eine Ueberraschung fuer uns. Wir werden die letzten beiden Tage auf dem Bosporus verbringen: eine Tour fast hoch bis zum Schwarzen Meer und ein Ausflug zu den sogenannten Prinzeninseln in der See von Marmara. OK, das war's dann. Wir werden von zuhause aus noch ein oder zwei Abrundungsmails schreiben, aber von unterwegs melden wir uns jetzt ab. Euch alles Gute und es war wirklich gut, auf diese Weise in Kontakt bleiben zu koennen. Bis dann! Vero + Thomas
Subject: So das war's...
Date: Sun, 19 Jun 2005 17:30:02 +0100
Hallo, allerseits: Wir sind nun also seit drei Wochen zurück in B'stoke und es gefällt uns wunderbar hier:-). Na ja, *so* übel ist es gar nicht -- das Wetter ist nicht kälter oder schlechter als in der Türkei (es ist erstaunlich, wie kühl wir die Türkei, selbst an den Stränden, fanden). Wir haben schon die üblichen Schlachten hinter uns: zum Beispiel mit BT, um unsere Telefonleitung wieder angeschlossen zu bekommen. (BT muß eine der unfähigsten Firmen der Welt sein. Wenn nicht des Universums.) Aber die Dinge kehren langsam wieder zur Normalität zurück. Okay. Einige Leute haben nach dem Suk (dem bedeckten Basar) in Istanbul gefragt. Wir haben das nicht erwähnt, aber wir waren natürlich dort. Architektonisch ist er einer der schönsten der vielen Suks, die wir während unserer Zeit im Nahen Osten gesehen haben. In Bezug auf das, was die Händler allerdings anbieten, ist das Ganze gnadenlos auf Tourismus getrimmt. Das Ganze wirkt möglicherweise noch schlimmer als der Khan al-Khalili in Kairo, weil der Istanbuler Suk so viel größer ist. Es sind fast keine Läden mehr übrig, in denen alle jene erstaunlichen Dinge verkauft werden, die man hier im Westen nicht mehr sieht oder die nur von einigen wenigen Firmen massenproduziert werden (in Damaskus fanden wir eine kleine Gasse, in der nur Klebebänder verkauft wurden: Laden neben Laden bis zur Decke gefüllt mit Klebebändern, in allen Formen, Größen, Farben, Dicken... Das war eine ziemlich erstaunliche Ansicht.). So gesehen hält Istanbul keinem Vergleich mit den "real life" Basaren von Aleppo und besonders Damaskus stand. Obwohl es in diesen beiden Basaren stellenweise ebenfalls sehr touristisch zugeht, sind sie doch insgesamt viel stärker in Richtung der Syrer und deren Bedarf orientiert. Und in den arabischen Länder werden viele Dinge (wie Bettgestelle, Öfen und sogar Körbe) noch immer von Hand auf die altmodische Art und Weise angefertigt -- in der Türkei werden sie fast ausnahmslos durch billige Massenware ersetzt. Es macht einen traurig, sich vorzustellen, daß der Suk von Damaskus in einigen Jahrzehnten wie der von Istanbul aussehen wird. Eine Sache in der Türkei, die wir so nicht erwartet haben, ist der Kult um Mustafa Kemal Atatürk, den "Vater der Nation". In Jordanien oder Syrien gibt es viele Plätze und Gebäude etc. mit Portraits des Königs oder des Präsidenten (in Syrien auch noch viele Portraits von Hafez al-Assad, dem lange toten Vater des augenblicklichen Präsidenten). Aber gut, diese Länder sind eben, was sie sind... In der Türkei, die so europäisiert ist, daß der Unterschied zu den arabischen Ländern fast mit Händen zu greifen ist, hätten wir einfach nicht erwartet, daß da viele Portraits von Präsidenten, lebenden oder toten, in der Landschaft herumhängen. In der Tat gibt es in der Türkei wahrscheinlich mehr Atatürk-Portraits (Photographien, aber auch viele Bilder) als "König Abdullah"s in Jordanien oder "Präsident Bashar"s in Syrien. Im Prinzip ist Atatürk unvermeidlich: er taucht überall auf, poppt überall hoch, an den unerwartetsten Stellen. Und der Mann trägt immer diesen strengen, nachdenklichen Ausdruck, besonders in seinen stählernen blauen Augen. Ja, wirklich immer: auf einigen Portraits sieht Atatürk definitiv dämonisch aus, während auf anderen sein starrer Blick impliziert, daß der Betrachter etwas sehr, sehr Schlimmes getan haben muß, etwas, das ihn fast unwert macht, weiterhin unter seinen aufrichtigen und aufrechten Landsleuten zu leben. Aber die Türken scheinen das zu mögen. Hier ist eine komplett subjektive Liste von den Dingen, die wir für die absoluten Höhepunkte unserer Reisen halten, die must-see things: 1. Kappadokien 2. Petra Nach diesen zwei Supersehenswürdigkeiten kommt eine ganze Weile nichts und dann in der Reihenfolge, in der wir auf sie stießen: 3. Felukka-Segeln auf dem Nil (Assuan) 4. Der Tempel von Luxor (nicht der große von Karnak) 5. Der Gipfel von St. Catherine (Sinai) 6. Schnorcheln im Roten Meer 7. Der Rakabat-Canyon (Wadi Rum) 8. Schwimmen auf dem Toten Meer 9. Palmyra 10. Krak Des Chevaliers 11. Der Suk von Aleppo 12. St. Simeon (bei Aleppo) 13. Das Mosaikenmuseum von Antakya 14. Pergamon 15. Hagia Sofia 16. die Mosaiken in der Kariye-Kirche in Istanbul Hm ... 16 Highlights für 16 Wochen: wie nett. Hier etwas für Statistiker: Wir haben in der ganzen Zeit etwa 8000 km zurückgelegt, darin nicht inbegriffen sind alle kleineren, lokalen Tagesausflüge -- das bedeutet gut 70 km pro Tag. Das ist ein überraschend niedriger Wert -- wir haben eindeutig viel zu viel Zeit mit unproduktiven Dingen verbracht, wie etwa Wandern im Wadi Rum, in Petra oder in Kappadokien:-). Von den 8000 km haben wir 1750 km in Zügen (in Ägypten und Syrien) und 150 km auf Fährschiffen (Nuweiba nach Aquaba; Jalova nach Istanbul) zurückgelegt. Wir sind etwa 500 km getrampt; die übrigen 5600 km haben wir in Bussen abgesessen, hauptsächlich in großen, bequemen Überlandbussen, nicht in klapprigen "local busses" à la Indien oder Nepal (obwohl wir von diesen auch einige hatten). Hier sind zwei Beobachtungen über den Westen, oder vielleicht richtiger, das Vereinigte Königreich: Wir kommen also gerade zurück vom Einkaufszentrum im Stadtzentrum und die Masse an überflüssigem Zeug, die es hier gibt, ist wirklich überwältigend. Alle diese Dinge, die wir nicht brauchen, wie elektrische Eiszerkleinerer, oder die 736 Varianten von aufladbaren Taschenlampen, alle in verschiedenen Farben. Oder wie wäre es mit dieser elektronischen Pfeffermühle: mahlen Sie mit automatischer Geschwindigkeitskontrolle, je nach der Korngröße der Pfefferkörner. Good grief. Zweitens gab es da diese kleine Notiz im Schaufenster eines Tchiboladens (ja, die Kerle sind mittlerweile auch hier in GB zugange): sie haben die Kleidergrößen anscheinend angepaßt, so daß die Klamotten "jetzt wie die Handschuhe passen". Hm... die alte Größe S für Frauen war 8/10 (das ist 38/40 oder so); das neue S ist 10/12 (38/42). Das alte XL für Männer war 37/39 Zoll um die Taille herum; das neue XL ist 41/43 Zoll: das macht satte 4 Zoll oder 10 cm! Na ja, es scheint, als werden wir dieser Tage alle größer und größer:-) In der Tat hatten wir bei und nach der Rückkehr nach England das deutliche Gefühl, als seien die Leute hier im Schnitt doch ganz erheblich "robuster" gebaut als im Nahen Osten. Last not least ein paar häusliche Nachrichten: Vero hat buchstäblich sofort einen temping job gefunden, in ihrer alten Firma, bei Motorola. Sie macht jetzt, wenn auch nur für vier Monate, das, was sie schon vor sechs Jahren gemacht hat: Profitabilitätsberechnungen mit Excel. Aber sie mag den Job: sie kennt die Firma, die Aufgaben und die Kollegen. Ja, es ist fast wie eine Reise zurück in die Vergangenheit: der Hauptunterschied ist, daß mittlerweile alle viel älter und grauhaariger sind. Apropos graue Haare: Thomas beendet seinen dritten Roman. Wahrscheinlich Anfang Juli werden die ersten Testleser (neben der armen Vero, die das Manuskript schon zweimal durchgemacht hat...) die Freude -- oder auch nicht-Freude:-) -- haben, das ganze Ding zu lesen. Es ist teils eine Liebesgeschichte, teils ein psychologischer Thriller, eine komplizierte Geschichte, die wie alle komplizierten Geschichten kein glückliches Ende nimmt. Teile der Story dürften sich nicht sehr angenehm lesen. Aber Thomas denkt offenbar, daß "happy ends" langweilig sind. Na ja... Das war's also. Die nächste "Rate" dieser Mails kommt in vier Monaten oder so, wenn wir einen Vierwochensprung nach Zypern machen: Dieses Jahr ist anscheinend das Jahr des Mittelmeers. Euch alles Gute und ciao! Vero+Thomas PS: Wer noch einmal die eine oder andere e-Mail sehen oder etwas nachlesen will: unter http://tvtravel.blogspot.com ist alles online.
Subject: Zypern im Herbst
Date: Mon, 26 Sep 2005 17:51:23 +0100
Hallo, hallo, hier sind (nach langer Zeit mal wieder!) Vero + Thomas. Wir machen uns demnächst auf den Weg nach Zypern (thanks Lufthansa und Miles & More). Und wir werden, wie schon im Frühjahr, immer mal wieder eine Mail von unterwegs nach Hause schicken. Diese Reise wird nur vier Wochen dauern, obwohl sich einige unserer britischen Freunde bereits fragen, was man (außer Saufen) vier Wochen lang auf Zypern machen kann. Wir haben auch keine Ahnung, aber wir werden's herausfinden. Dem Vernehmen nach soll es etliche Bauten und Burgen, so etwa aus der Zeit der Kreuzritter, und viele Kirchen geben; wir sind also optimistisch, daß wir nicht die ganze Zeit in Kneipen 'rumhängen müssen. Das "Aber" an der ganzen Sache ist, daß wir diese Mails "testweise" nur noch in zwei Sprachen schicken wollen: die allermeisten unserer Verwandten und Freunde in Deutschland sprechen Englisch. Der Vorteil (so hoffen wir) ist, daß wir weniger Zeit in das Übersetzen und dafür mehr in das eigentliche Schreiben stecken können. Wir werden also alle Adressen automatisch aus der deutschen Liste in die englische übertragen. Wer lieber in die französische Liste oder ganz herausgenommen werden will, sende doch bitte eine kurze Mail: wird prompt erledigt. Ansonsten geht's uns gut: wir kommen gerade von einem verlängerten Wochenende in den walisischen Bergen zurück: das Wetter war für Wales geradezu paradiesisch (obwohl es trotz allem immer flotsch-flotsch macht, wenn man so durch die Landschaft marschiert: einmal trockenen Fußes auf die Berge zu kommen -- das wäre etwas!). Das war's; the next mail will come in a few days and it will be in English... Vero + Thomas
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